![]() |
|||||
|
|||||
Sophie von Voithenberg '99, LK-Deutsch
|
Der Maler und Graphiker Edvard Munch, einer der bedeutendsten Wegbereiter des Expressionismus, wird am 12. Dezember 1863 in Norwegen als Sohn eines Militärarztes geboren. Munch durchlebt eine schwere Kindheit, die durch den Schwermut seines Vaters und vor allem durch den Tod seiner Mutter 1868 und dem seiner fünfzehn Jahre alten Schwester Sophie geprägt ist. In seinen späteren Werken tauchen immer wieder Bilder mit den Themen dieser existentiellen Grenzerfahrungen auf. Als Schüler der technischen Schule in Kristiania entdeckt er seine Liebe zur Malerei und nimmt, nachdem ihm Anfangs noch vorschwebte Architekt zu werden, ab 1881 Zeichenunterricht bei J.Middelthun. Nach einigen Ausstellungen bekommt er 1889 sein erstes Staatsstipendium in Paris und verbringt somit die nächsten drei Jahre in der Hauptstadt Frankreichs. In dieser Zeit wird er vor allem von der impressionistischen Formensprache seiner Zeitgenossen beeinflußt. 1892 lädt man ihn ein, seine Bilder im "Verein der Berliner Künstler auszustellen. Aufgrund dieser Ausstellung wird sein Name zu einem großen Gesprächsthema, nachdem sie aufgrund von öffentlicher Empörung kurze Zeit später wieder geschlossen werden muß. Gleichzeitig tritt er in Kontakt mit dem Berliner Bohemekreis um August Strindberg in der Weinstube "Zum schwarzen Ferkel. 1902 stellt Munch in der Berliner Secession seinen "Lebensfries, der 22 Gemälde unter ihnen auch einige seiner berühmtesten werke wie z.B. "Der Schrei, "Vampir und "Asche beinhaltet, aus. In den Jahren zwischen 1902 und 1908 entwickelt er eine besondere Freundschaft zu Gustav Schiefler, die für Munch in einer Zeit seines rastlosen von nervösem Leiden geplagten Lebens, eine große Bedeutung annimmt. Nach einem Zusammenbruch 1908 verbringt er die darauffolgenden Monate in einer Nervenklinik. Vier Jahre später nimmt er mit 32 Gemälden an der Kölner Sonderbund Ausstellung teil. 1937 werden 32 seiner Werke in den deutschen Museen als "entartet beschlagnahmt. Am 23. Januar 1944 stirbt er in seinem Haus in Ekely und vermacht seinen Nachlaß samt Werken der Stadt Oslo. |
||||
|
|||||
|
|||||
|
|||||
Es scheint als hätte Munch eine sommerliche Abendstimmung in seinem Werk "Die Mädchen auf der Brücke eingefangen. Das ganze Bild ist in ein rötliches Licht getaucht. Die Sonne, die links oben zu erkennen ist, verschwimmt mit dem Blau des Himmels und läßt aber gleichzeitig die Fassaden der Häuser und der Gartenmauern hell aufleuchten. Gegen das Blau des Himmels heben sich die dunkelgrünen fast schwarzen Umrisse der Baumgruppen und Dächer in starkem Kontrast ab. Bei der Darstellung der Häuser, Bäume und dem Wasser verzichtet er auf eine datailgetreue Wiedergabe und stellt sie als zusammenhängende Flächen dar. Es fällt auf, daß Munch stark mit Kalt-Warm b.z.w. Hell-Dunkel Kontrasten arbeitet, die Umrisse des Weges und der Brücke z.B. sind mit den beiden Kontrastfarben Blau und Rot strukturiert. Im Mittelpunkt des Bildes stehen die vier jungen Mädchen, deren Gestalten ebenfalls nicht detailliert wiedergegeben sind. Ihre Gestalten fallen durch die kräftigen Lokalfarben dem Betrachter sofort ins Auge. Das erste Mädchen ist dem Betrachter zugewandt, mit leicht gesenktem Kopf scheint es in die Ferne zu blicken, abwesend, nachdenkend, vielleicht sogar melancholisch. Die Hand des Mädchens liegt leicht stützend auf dem Treppengeländer und das weiße Kleid des Mädchens hebt sich stark von der dunklen Wasseroberfläche ab. Die drei anderen Mädchen sind dem Betrachter abgewandt, ihr Blick richtet sich über das Brückengeländer und scheint auf der Wasseroberfläche zu ruhen. Die Mädchen heben sich durch den gezielten Farbeinsatz deutlich voneinander ab, auch wenn Munch auf dunkle Umrißlinien verzichtet. Der Ausdruck der Figuren geht über in die stille, melancholische Stimmung, die die Landschaft vermittelt. Der Blick des Betrachters wird entlang des Weges, an den Mädchen vorbei, in die unergründliche Ferne gelenkt. Munch weist in diesem Werk deutliche Tendenzen expressionistischer Maltechnik auf. |
|||||
|
|||||
In Berlin findet sich im Winter 1892/93 eine Gruppe von skandinavischen und deutschen Künstlern, Dichtern und Kritikern regelmäßig in einer Weinstube zusammen, die Strindberg "Zum Schwarzen Ferkel taufte. Zu ihnen gehören unter anderen der dänische Lyriker Holger Drachmann, der norwegische Dramatiker Gunnar Heiberg, die Schriftsteller Max Dauthendey und Stanislaw Przybysewski und auch der Schriftsteller und Lyriker Richard Dehmel. Auch Munch stößt zu dieser Künstlergruppe, die bis Mitte der 90er Jahre in Berlin ein wichtiges Zentrum bildet hinzu. In einer literarischen Skizze schreibt Munch: " Zwei Reihen Bilder steigen auf -vom täglichen Beisammensein in Berlin im Winter 1892-93: Am Ecktisch im Schwarzen Ferkel umgeben von Deutschen, Dänen, Schweden, Finnen, Norwegern und Russen -inbrünstig besungen von den deutschen Dichtern - Vor allem Dehmel- der vom Tisch aufstand, daß die Flaschen umpurzelten und herunterfielen |